Spargel
Spargel (Asparagus L.), Gattung der Liliazeen, ausdauernde Kräuter oder Halbsträucher mit unterirdischer Grundachse, oft reich verzweigten, auch kletternden Stämmchen, sehr kleinen, schuppenförmigen, fleischigen bis häutigen, auch hornigen Blättern, in deren Achseln verlängerte Äste oder Büschel linealischer oder pfriemenförmiger steriler Zweiglein (Kladodien), bisweilen auch einzelne blattartig verbreiterte Zweige stehen, neben denen sich einzelne kleine, zwittrige oder diözische Blüten oder Blütendolden oder Blütentrauben finden; die Frucht ist eine kugelige, einsamige Beere. Etwa 100 Arten in den warmen und gemäßigten, namentlich in den regenarmen Gegenden der Alten Welt, 35 am Kap.
Der gemeine Spargel (Asparagus officinalis L.) treibt aus dem Rhizom fleischige, saftige, mit fleischigen Niederblättern spiralig besetzte, weißliche oder blassrötliche Sprosse (Pfeifen), die sich über der Erde in den verzweigten, grünen, 60–150 cm hohen, glatten Stengel verlängern. Die blattartigen Zweige sind nadelförmig, glatt, die Beeren scharlachrot. Der Spargel wächst von Spanien bis zur Dsungarai, vom Mittelmeer bis Norwegen, besonders an Flussufern, und wird in mehreren Varietäten als Gemüsepflanze kultiviert. Besonders empfehlenswert sind: Ruhm von Braunschweig, früher Argenteuil, früher Burgunder, Harburger Riesenspargel (für schweren Boden), Connovers Collosal, Erfurter Riesenspargel, Göschkes Superior Palmetto. Man zieht in rigoltem (tiefgepflügtem) und gedüngtem Boden in Abständen von 90 cm Gräben von 28 cm Tiefe und 35 cm Breite, pflanzt in diesen auf 8 cm hohen Hügeln einjährige Pflanzen (Klauen), die 6–8 cm hoch mit Erde bedeckt werden. Im dritten Jahr bedeckt man die Pflanzen mit 33 cm hohen Erdhügeln und kann nun auch anfangen, etwa 3–5 cm der stärksten Pfeifen abzunehmen. Alle schwächeren Triebe lässt man auswachsen. Zur Zeit des vollen Ertrags rechnet man 1 kg Spargel von der Pflanze. Die Stechzeit dauert zwei Monate, die Anlage liefert etwa 25 Jahre guten Ertrag. Als Dünger benutzt man Thomasmehl oder Superphosphat, Kainit oder Carnallit und Chilisalpeter. Spargel wird auch im freien Land, in Treibkasten, Warmhäusern etc. getrieben. Der ausgedehnteste Spargelbau befindet sich bei Braunschweig (1000 Hektar im Land und weiter 1000 Hektar und ebensoviel in angrenzenden Ortschaften Hannovers); große Anlagen haben auch Berlin, Lübeck, Horburg bei Colmar, Ulm. Argenteuil versorgt Paris.
Der Spargel enthält 2,26 Prozent eiweißartige Körper, 0,31 Fett, 0,47 Zucker, 2,80 sonstige stickstofffreie Substanzen, 1,54 Zellulose, 0,57 Asche, 92,04 Prozent Wasser; er wirkt harntreibend, in größeren Mengen genossen als Aphrodisiakum und erzeugt wohl auch Blutharnen. Früher wurde die Wurzel arzneilich benutzt.
Feinde des Spargels sind die Spargelfliege und der Spargelkäfer; ein Rostpilz, Puccinia asparagi DC., richtet bei ungünstiger Witterung oft großen Schaden an. Er bildet an den Stengeln im Frühjahr gelbe Flecke, später zimtbraune Pusteln, zuletzt schwarzbraune, oft strichförmige Polster (Spargelrost). Zur Bekämpfung verbrennt man im Herbst das befallene Kraut.
Die Samen des Spargels hat man als Kaffeesurrogat verwertet. Der römische Schriftsteller Lucius Iunius Moderatus Columella gedenkt in seinem Buch »De re rustica« (De re rustica libri duodecim „Zwölf Bücher über die Landwirtschaft“) auch des Spargels. Auch von mehreren anderen Arten im Mittelmeergebiet werden die Schößlinge wie die des gemeinen Spargels benutzt. Asparagus plumosus Baker mit zahlreichen kleinen, sehr zierlich verzweigten Stengeln und dünnen, borstigen Kladodien, Asparagus Cooperi Baker mit kletternden Ästchen etc. werden als Zierpflanzen kultiviert; interessant ist der blätterlose, dornige Asparagus horridus Baker, in Spanien und Griechenland.
Bibliographie
- Böttner: Praktisches Lehrbuch des Spargelbaues (2. Aufl., Frankf. a. O. 1901)
- Burmester: Der Braunschweiger Spargelbau (2. Aufl., Braunschw. 1898)
- Dreßler: Der Spargel (Berl. 1900)
- Göschke: Einträgliche Spargelzucht (5. Aufl., Leipz. 1904)
- Krüger: Der Spargelrost und die Spargelfliege und ihre Bekämpfung (Flugblatt des kaiserlichen Gesundheitsamtes, Berl. 1901)
- Rörig und Krüger: Spargelschädlinge (Plakat, Berl. 1905)
- Wendisch: Anleitung zum Spargelbau (Neudamm 1895)
Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909