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Honig

Honig (lat. Mel), der von den Bienen, besonders der Honigbiene (Apis mellifica, s. Bienen), aus den Nektarien der Blüten gesammelte, in ihrem Körper verarbeitete und in besondere Zellen des Bienenstockes entleerte süße Saft. Die aus dem Stock genommenen Waben kommen ohne weitere Zubereitung in den Handel (Scheibenhonig), oder man zerschneidet sie und lässt den Honig frei ausfließen (Jungfernhonig). Werden die Waben schließlich ausgepresst (Presshonig) und ausgekocht, so erhält man den Seimhonig. Tafelhonig ist reiner guter Honig. Vorteilhafter wird der Honig mit der Zentrifugalmaschine unter Erhaltung der Waben gewonnen (Schleuderhonig).

Der von den Bienen im Frühjahr angesetzte Maihonig übertrifft den Herbsthonig an Wohlgeschmack, ebenso der Kraut- oder Landhonig, den die Bienen aus vielen verschiedenen Blumen sammeln, den Heidehonig, der nur vom Heidekraut (Calluna) und Buchweizen stammt.

Als bester Honig gilt der von Lindenblüten stammende Lindenhonig. Honig ist eine gelbliche oder bräunliche, mehr als sirupdicke, anfangs fast durchsichtige Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,415 bis 1,440, die nach längerem Aufbewahren blumenkohlartige Kristallisationen von Zucker absetzt, auch wohl ganz zu einer kristallinischen Masse erstarrt; er schmeckt süß, oft ein wenig scharf, riecht angenehm balsamisch; doch richten sich Geruch und Geschmack, auch die Farbe, bemerkbar nach den Pflanzen, von denen der Honig stammt. Die Gewinnung beeinflusst ebenfalls die Farbe, Schleuderhonig ist heller als Presshonig. Giftige Pflanzen können giftigen Honig geben (vgl. Delibal).

Der Honig enthält etwa 75–80 Proz. Trockensubstanz, davon 75 Proz. Zucker und zwar Fruchtzucker (Fructose, Ø 38 Proz.) und Traubenzucker (Glucose, Ø 30 Proz.), welch letzterer allmählich kristallisiert; er enthält ferner, solange er frisch ist, 20 Proz. Wasser, etwas Rohrzucker, außerdem Proteinkörper (1 bis 1,2 Proz.), Ameisensäure, Farbstoff, Schleim (0,1 Proz.), Mineralstoffe etc. Honig reagiert schwach sauer (Gehalt an Ameisensäure), polarisiert nach links (wegen des vorwiegenden Gehalts an Fruchtzucker), doch kommen auch reine Naturhonige vor, die schwach nach rechts polarisieren.

Russland, Polen, Ungarn, Griechenland, Spanien, Frankreich, Deutschland und Amerika liefern bedeutende Mengen Honig. Unter den Handelssorten ragen hervor: der Havanna- und der Illinoishonig (weißlichgelb, kristallinisch, wenig aromatisch), der Honig von Valparaiso und Santo Domingo, der italienische (besonders der römische, der sehr häufig verfälscht wird), der französische, besonders der von Narbonne, der polnische, und von den deutschen Sorten der holsteinische gelbe. Der ungarische Honig ist gering. Honig geht leicht in Gärung über und muss an einem kühlen Ort aufbewahrt werden. Kristallinisch gewordener Honig wird wieder klar beim Erwärmen.

Für medizinische Zwecke reinigt man Honig, indem man ihn mit 2 Teilen Wasser eine Stunde bis nahe auf 100° erhitzt, dann auf 50° abkühlen lässt, filtriert und im Dampfbad zur Sirupskonsistenz verdampft. Auch setzt man vor dem Filtrieren von feinem Pulver befreite, grob zerstoßene Holzkohle oder in Wasser gerührtes Filtrierpapier und, wenn er sauer reagiert, etwas Schlämmkreide zu.

Verfälschungen von Honig sind recht häufig. Wichtiger aber ist die Herstellung von Kunsthonig (in Preußen jährlich ca. 56.000 Ztr.) aus Stärkezuckersirup und Fruchtzucker (invertiertem Rübenzucker). Wird künstlich hergestellter Invertzucker auf richtige Konzentration gebracht und mit einigen Bestandteilen des Honigs, wie Mineralstoffe, organische Säuren, Wachs, Farbstoff etc., selbst Blütenstaub, versetzt, so ist das Fabrikat chemisch von echtem Honig nicht sicher zu unterscheiden. Deutschland produziert jährlich etwa 200.000 dz Honig, führte aber 1903: 30.321 dz (auch künstlichen Honig) im Werte von 1,4 Mill. Mk. ein, davon etwa die Hälfte aus Chile, doch ist dieser chilenische Honig gar kein Honig, sondern Palmensaft, der von Lebkuchen- und Bonbonfabrikanten gern verarbeitet wird.

Man benutzt den Honig als Genussmittel, zu Backwaren (Honigkuchen, Lebkuchen, Pfefferkuchen) und Konfitüren, zur Konservierung von Früchten und anderen Nahrungsmitteln, zu Getränken (Honigwein, Honigbier, Honigobstwein, Met etc.), in den Apotheken zur Darstellung einiger Präparate (Rosenhonig, Sauerhonig etc.). Honig hat annähernd die Energiedichte einer Donauwelle (13 kJ/g), enthält aber mehr als doppelt so viel Zucker (75 Proz.).

Honig war eines der ersten Nahrungsmittel der Menschen. Milch und Honig oder der Extrakt der feinsten Teile daraus war die Kost der Götter (Ambrosia); Zeus, als Zögling der Honignymphe Melissa, ist auch Mischkünstler dieses Honigtrankes. Als er seinen Vater Kronos überfallen wollte, schläferte er ihn durch Honig ein. Die Alten glaubten, dass der Honig als Tau vom Himmel falle; in der nordischen Götterlehre träufelt von der heiligen Esche der Tau (Hunangsfall, Honigfall) auf die Erde, und von ihm nähren sich die Bienen. Der griechische Mythus lässt die Nährerinnen des Zeus, die Bienen, endlich von diesem mit der Kunst belohnt werden, den Honig in Wachstafeln, als Kost für den Winter, zu bewahren. Bei Moses und in den Psalmen, im Hohenlied Salomos und an anderen Orten der Bibel wird des Honigs rühmend gedacht; Johannes der Täufer lebte in der Wüste zum Teil von Honig. Bei den Hebräern durfte Honig nicht zu Speiseopfern benutzt werden; nur Erstlinge vom Honig wurden dargebracht, gehörten aber den Priestern. Homer, Euripides, Ovid, Vergil besingen den Honig wegen seiner trefflichen Eigenschaften. Nach Diodor von Sizilien bildete Honig die Hauptnahrung vieler Völker Italiens. Nach Platon opferte man in den ältesten Zeiten den Göttern nichts als mit Honig bestrichene Früchte.

Allgemein hielt man Honig für ein treffliches Nahrungs- und Heilmittel. Doch kannte man auch die giftigen Eigenschaften manchen Honigs (Sprichwörter), und der pontische Honig war durch Xenophons Rückzug berüchtigt genug. Der Honig von Hyble in Sizilien und vom Hymettos in Attika war wegen seines Aromas berühmt, der von Korsika stand in üblem Ruf wegen seines Taxusgeschmacks. Auch der Koran erwähnt den Honig, und arabische Ärzte haben mehrfach davon gehandelt. Nach Strabon legten die alten Assyrer Leichen in Honig, um sie zu konservieren; auch Agesipolis, König von Sparta, Agesilaos und Alexander d. Gr. wurden nach ihrem Tod in Honig gelegt. Auch Skythen und Perser, später auch andere Völker, wie die Römer, benutzten Honig zum Einbalsamieren der Leichen. Der Kaiser Iustinianus (Justinian I.) wurde mit Honig und Wachs einbalsamiert. Ebenso benutzte man Honig zur Konservierung von Früchten und anderen Nahrungsmitteln. Durch die Einführung des Zuckers und die Verminderung des Wachsverbrauchs zu Kerzen sank die Bedeutung des Honigs sehr erheblich.

Bibliographie

  • Arnold: Der Honig, dessen Bedeutung, Wert und Verwendung (Ansbach 1886)
  • Eckhoff: Der reine Bienenhonig (Vegesack 1893)
  • Lahn: Lehre der Honigverwertung (2. Aufl., Oranienburg 1888)
  • Pauly: Der Honig und seine praktische Verwertung (2. Aufl., Graz 1890)
  • »Denkschrift über den Verkehr mit Honig«, ausgearbeitet im kaiserlichen Gesundheitsamt (Berl. 1903).

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1905–1909